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Angststörungen

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Manchmal treten sie auch in Verbindung mit einer Depression auf. Man unterscheidet verschiedene Formen von Angststörungen. Auch ihre Ausprägung ist individuell sehr unterschiedlich. Angststörungen sollten behandelt werden. Neben medikamentöser Therapie sind Entspannungsübungen wie Autogenes Training wichtige Maßnahmen.

Merkmale: Ab wann macht Angst krank?

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen. Oft treten sie in Verbindung mit Depression oder anderen psychischen Erkrankungen auf; sie können aber auch für sich alleine stehen.

  • Angst ist ein für das Erkennen und die Bewältigung von Gefahren wichtiges Gefühl.
  • Bei einer Angststörung empfinden die Betroffenen übertriebene Angstgefühle, die nicht der Situation entsprechen.
  • Dies führt langfristig zu massiven Einschränkungen im Alltag und zur Beeinträchtigung der sozialen Kontakte – ein hoher Leidensdruck entsteht.
  • Wichtig ist, sich professionelle Hilfe zu holen. Denn eine erfolgreiche Behandlung ist möglich!

Ursachen: Wie entsteht eine Angststörung?

Vermutlich ist daran eine Vielzahl von auslösenden Faktoren beteiligt. So spielen unter anderem die genetische Veranlagung, die Konstitution und die Persönlichkeit der/ des Betroffenen, Umweltfaktoren (Elternhaus etc.) sowie negative Lebensereignisse eine Rolle. Spezifische Phobien entstehen oft schon in der Kindheit, soziale Phobien bei Eintritt in die Pubertät, Panikstörungen und Agoraphobien am häufigsten zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Frauen sind grundsätzlich mindestens doppelt so häufig von Angststörungen betroffen wie Männer.

Angststörungen können, wenn sie nicht erkannt und behandelt werden, chronisch werden. Außerdem können zusätzlich Depressionen, Suchterkrankungen oder weitere Angststörungen auftreten. Daher sollten Angststörungen unbedingt behandelt werden!

Angststörungen: Welche Formen gibt es?

Formen von Angststörungen

Ungerichtete Angst

  • Panikstörung/ -attacke: anfallsartiges Auftreten
  • Generalisierte Angststörung: andauerndes Auftreten

Gerichtete Angst

  • Spezifische Phobie: isolierte Angst, die sich eng auf bestimmte Objekte oder Situationen bezieht.
  • Sozialphobie: Angst in Situationen, in denen die Person im Mittelpunkt steht. Die Betroffenen haben - z.B. bei Vorträgen oder gesellschaftlichen Anlässen - Angst, wenn sie vor anderen etwas sagen oder tun müssen. Sie machen sich große Sorgen darüber, sich zu blamieren oder gedemütigt zu werden.
  • Agoraphobie: Angst vor öffentlichen, weiten Plätzen, Furcht vor großen Menschenansammlungen oder auch davor sich von zu Hause zu entfernen. Diese Personen nehmen ein Vermeidungshaltung ein und haben häufig einen sehr eingeschränkten Bewegungsradius.

Panikattacke: Definition und Umgang im Akutfall

Als Panikattacke bezeichnet man einen zeitlich begrenzten Angstanfall von besonders hoher Intensität. Innerhalb von ca. 1–3 Minuten erreichen Panikattacken ihren Höhepunkt und klingen meist innerhalb von 10–30 Minuten wieder ab. In Ausnahmefällen können sie aber auch länger andauern. Panikattacken können allein oder im Rahmen einer anderen Störung auftreten. Wenn es immer wieder zu unerwarteten, nicht durch äußere Umstände ausgelösten Panikattacken kommt, spricht man von einer Panikstörung.

Bei einer Panikattacke ist es wichtig, mit dem/ der Betroffenen ein beruhigendes Gespräch zu führen und unmittelbare Angstbewältigungsstrategien wie Bauchatmung oder andere Entspannungsmethoden zu vermitteln.

Bei einer Panikattacke ist es wichtig, mit der/dem Betroffenen ein beruhigendes Gespräch zu führen und unmittelbare Bewältigungsstrategien und Entspannungstechniken wie z.B. eine Bauchatmung zu vermitteln.

  • Ruhig atmen! Hyperventilation vermeiden!
  • Bei Hyperventilation: Beutel-Rückatmung!
  • Die Aufmerksamkeit ist nach außen zu richten.

Symptome: Wie äußert sich eine generalisierte Angststörung?

Bei der generalisierten Angststörung liegt eine langanhaltende Angst vor, die nicht an eine bestimmte Situation oder ein bestimmtes Objekt gekoppelt ist. Ständige und übermäßige Sorgen um ganz alltägliche Dinge stehen im Vordergrund. Die Beschwerden treten definitionsgemäß mindestens sechs Monate lang auf. Nur kurzfristig können sich die Betroffenen von der Angst frei machen. Sie grübeln viel, sind überbesorgt und pessimistisch. Zudem wirken sie rastlos, sind häufig gereizt und leiden unter Merk- und Konzentrationsstörungen. Auch körperliche Symptome sind zusätzlich möglich, z.B. hohe Muskelspannung, Zittern, Ruhelosigkeit, unkontrollierte Übererregbarkeit, Beklemmungsgefühle, Schwitzen, Mundtrockenheit und Schwindel. Angsterkrankte stehen unter ständiger großer Anspannung. Sie können sich nur schwer bis gar nicht entspannen und sind daher rasch erschöpft.

Spezifische Phobie: 4 unterschiedliche Typen

Eine spezifische Phobie bezeichnet die Angst vor einzelnen, eindeutig definierten Situationen oder Objekten, die im Allgemeinen ungefährlich sind. Patienten und Patientinnen mit einer spezifischen Phobie suchen meist erst dann professionelle Hilfe, wenn die angstauslösenden Reize im Alltag nicht vermieden werden können.

4 Typen einer spezifischen Phobie:
  • Tier-Typus: Angst vor Spinnen, Hunden, Schlangen etc.
  • Blut-Spritzen-Verletzungs-Typus: Angst vor dem Anblick von Blut, vor medizinischen Prozeduren, Zahnarzt- Angst etc.
  • Situativer Typus: Klaustrophobie, d.h. Angst in engen Räumen, z.B. im Lift, Tunnel etc.; Flugphobie, Zahnarztphobie
  • Umwelt-Typus: Angst vor Naturereignissen, z.B. Gewitter, Dunkelheit etc.

Therapie: Wie werden Angststörungen behandelt?

Als Therapie stehen Psychopharmaka (z.B. Antidepressiva) und kognitiv-verhaltenstherapeutische Maßnahmen sowie eine Kombination beider Behandlungsformen zur Auswahl. Anxiolytika/ Tranquilizer sollten nur kurzfristig eingesetzt werden!

Welche Medikamente kommen zum Einsatz?

Bei krankhafter Angst besteht ein biochemisches Ungleichgewicht im Gehirn. Dieses kann durch Medikamente wieder ins Lot gebracht werden. Zumeist werden SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) sowie der SSNRI (selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) Venlafaxin zur Behandlung angewendet. Diese Medikamente kommen auch bei der Depression zum Einsatz. Weitere bei Angststörungen wirksame Substanzen sind u.a. trizyklische Antidepressiva (TZA; z.B. Imipramin und Clomipramin) sowie Tranquilizer, wie z.B. Benzodiazepine. Bei der generalisierten Angststörung kommt weiters auch der Kalziumkanalmodulator Pregabalin zum Einsatz. Dieser Wirkstoff kann die sogenannte neuronale Erregbarkeit absenken. Dies hat eine angstlösende Wirkung zur Folge.

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Alternative Maßnahmen: Was können Betroffene tun?

Zunächst ist es wichtig, sich einzugestehen, dass sich die Angst nicht mehr in einem angemessenen Rahmen bewegt. Erst dann ist man bereit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen, z.B. in Selbsthilfegruppen, wird von vielen als erleichternd empfunden. Verschiedene Entspannungstechniken werden ebenfalls als hilfreich wahrgenommen. Denn die Verringerung der (körperlichen) Anspannung, z.B. durch autogenes Training oder progressive Muskelentspannung, kann das Auftreten von Angstreaktionen verringern.

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Depression

Sie betrifft jeden Vierten im Laufe seines Lebens. Depressive Stimmung, Interessensverlust und Antriebslosigkeit zählen zu den Hauptsymptomen. Neben einer Unterteilung nach ihrem Schweregrad können Depressionen auch unterschiedliche Formen zeigen wie zum Beispiel bei einer bipoleren Störung mit abwechselnden depressiven und manischen Episoden oder einer saisonal bedingten Depression durch Lichtmangel. Sowohl Psychotherapie als auch Medikamente und Pflanzenstoffe können den Betroffenen helfen.

Quellen:
Gesundheitsratgeber „Psyche verstehen“
Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH, 1070 Wien

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