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Depression

Ein vorübergehendes Stimmungstief kennt jeder von uns. Bleibt die gedrückte Stimmung aber mindestens 14 Tage lang bestehen, spricht man von einer Depression. Jeder Vierte ist im Laufe seines Lebens davon betroffen. Wichtig ist es, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Eine Depression ist heutzutage gut behandelbar. 

Definition: Stimmungstief oder Depression?

Jeder/ jede Vierte entwickelt im Laufe seines/ ihres Lebens eine Depression, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

  • Handelt es sich um ein vorübergehendes, kurzfristiges Stimmungstief, das durch ein äußeres Ereignis/ als Reaktion auf eine Lebenssituation hervorgerufen wird, so liegt keine krankhafte Depression vor.
  • Besteht die gedrückte Stimmung hingegen über eine längere Zeit von zumindest zwei Wochen – oftmals ohne erkennbaren Auslöser –, deutet dies auf eine Depression hin.

Symptome: Wie äußert sich eine Depression?

Eine Depression liegt vor, wenn mindestens zwei von drei Hauptsymptomen sowie mindestens zwei der Zusatzsymptome vorliegen und seit mindestens zwei Wochen bestehen. Je mehr Zusatzsymptome auftreten, umso ausgeprägter ist die depressive Episode. Wer sich über längere Zeit niedergeschlagen, antriebs- und/oder freudlos fühlt, sollte sich dem Hausarzt/ der Hausärztin oder einem Facharzt/ einer Fachärztin für Psychiatrie anvertrauen. Dieser/diese wird die entsprechenden Behandlungsmaßnahmen einleiten.

3 Hauptsymptome einer Depression:
  • Depressive Verstimmung (gedrückte Stimmung, Gefühlsleere, Hoffnungslosigkeit), die beinahe ganztags und fast jeden Tag über mind. zwei Wochen anhält und von äußeren Einflüssen unbeeinflusst bleibt.
  • Interessensverlust oder Freudlosigkeit an Aktivitäten, die früher als angenehm empfunden wurden (z.B. Aktivitäten mit Freunden, Hobbys etc.)
  • Antriebslosigkeit, Erschöpfungsgefühl und gesteigerte Ermüdbarkeit
Folgende Zusatzsymptome können auftreten:
  • Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls
  • Unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle
  • Wiederkehrende Gedanken an Tod oder Suizid, suizidales Verhalten
  • Klagen über oder Nachweis eines verminderten Denk- oder Konzentrationsvermögens, Unschlüssigkeit oder Unentschlossenheit
  • Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung („krankhafte Unruhe“ oder ausgeprägte Antriebslosigkeit)
  • Schlafstörungen jeder Art
  • Appetitverlust oder gesteigerter Appetit/ Heißhungerattacken mit entsprechender Gewichtsveränderung

Ebenfalls können körperliche Beschwerden in Zusammenhang mit einer Depression auftreten: diffuse Schmerzen (Kopfschmerzen, Herzstechen, Magen-Darm-Beschwerden, Blähungen, Muskelverspannungen), Schwindel, Druck und Engegefühl in der Brust bzw. im Hals.

Unterteilung: Welche Formen gibt es?

Zum einen kann man eine Depression nach ihrem Schweregrad unterteilen in eine leichte, mittelgradige oder schwere depressive Phase:

  • Leichte depressive Phase: mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome
  • Mittelgradig depressive Phase: zwei Hauptsymptome und mindestens drei, höchstens vier weitere Zusatzsymptome
  • Schwere depressive Phase: alle drei Hauptsymptome und mindestens vier Zusatzsymptome

Zum anderen können Depressionen auch unterschiedlichste Formen zeigen. Es kann sich um eine Depression im Rahmen einer Belastung, um eine sogenannte unipolare wiederkehrende Depression (ausschließlich depressive Episoden) oder eine bipolare Störung (Wechsel zwischen depressiven und manischen Episoden) handeln. Depressionen können zudem, wie bereits erwähnt, als Nebenwirkung von Medikamenten oder im Verlauf von Suchterkrankungen, aber auch als Begleiterscheinung einer körperlichen Erkrankung sowie saisonal bedingt durch Lichtmangel („Winterdepression“) auftreten.

Die vielen Gesichter einer Depression:
Depressive Störung/ Unipolare Depression Eine oder mehrere Phasen der Niedergeschlagenheit/ Schwermut, die mindestens zwei Wochen anhalten. Hauptsymptome: Niedergeschlagenheit, Interesselosigkeit, Erschöpfungszustände, Gefühl der Wertlosigkeit, Schuldgefühle, Ess- und Schlafstörungen, Antriebslosigkeit oder Unruhe, sozialer Rückzug, Konzentrationsstörungen, Selbstzweifel, Suizidgedanken.
Bipolare Depression Neben den oben beschriebenen depressiven Phasen treten auch manische Phasen auf.
Zyklothymie Die Symptome ähneln jenen einer bipolaren Störung, sind aber weniger stark ausgeprägt.
Dysthymie Mildere Form der Schwermut, die dafür mindestens zwei Jahre oder noch deutlich länger anhält. Bei dieser Form leiden die Betroffenen unter Niedergeschlagenheit, Störung des Selbstwertgefühls und Angstsymptomen, wie z.B. Versagensängsten.
Symptomatische Depression Depression als Begleiterscheinung einer körperlichen Erkrankung, z.B. nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, im Zusammenhang mit Diabetes, Tumorleiden und AIDS sowie bei Veränderungen des Hormonhaushalts, wie z.B. nach der Geburt eines Kindes (postnatale Depression) oder in den Wechseljahren.
Depression bei Suchterkrankung Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit kann Ursache bzw. Folge einer Depression sein.
Depression als Nebenwirkung von Medikamenten Wenn Arzneimittel Botenstoffe im Gehirn beeinflussen, können sie eine Depression auslösen. Beobachtet wurde dieser Zusammenhang unter anderem bei einzelnen blutdrucksenkenden Arzneien, Herz-Kreislauf-Mitteln, Antibiotika und Medikamenten gegen Morbus Parkinson.
Winterdepression/ Saisonal abhängige Depression (SAD) Viele Menschen reagieren im Winter auf den Lichtmangel und die kürzeren Tage mit einer Winterdepression. Die Krankheit ist behandlungsbedürftig, äußert sich jedoch etwas anders als andere Depressionsformen. Bei der Winterdepression schlafen Betroffene meist mehr, ohne sich jedoch dabei zu erholen. Viele haben Heißhunger auf Süßes (Kohlenhydrate) und nehmen zu. Helles Licht – z.B. ein mindestens einstündiger Spaziergang bei Tageslicht – kann die depressiven Zustände einer Winterdepression mildern. Oft hilft auch eine spezielle Lichttherapie. Wenn diese Maßnahmen ohne Erfolg bleiben, sind Medikamente notwendig.

Geschlechterunterschied: Leiden Frauen anders als Männer?

Depressive Erkrankungen können bei Frauen und Männern unterschiedliche Symptome hervorrufen: Frauen ziehen sich eher zurück, sind mutlos und verfallen ins Grübeln. Oft leiden sie auch an Schlaflosigkeit. Sie sind eher in der Lage, Hilfe zu suchen, als Männer. Männer verstecken ihre depressiven Symptome häufig hinter einer Maske. Der depressive Mann spricht kaum über seine Gefühle und Probleme. Vielleicht noch stärker als bei Frauen treten körperliche Symptome in den Vordergrund, die dann Anlass für einen Arztbesuch sein können. Depressive Männer reagieren oftmals aggressiv, gereizt und aufbrausend. Sie zeigen zudem eine Neigung zu erhöhter Risikobereitschaft (Auto-, Motorradfahren, Seitensprünge etc.). Auch Alkoholmissbrauch sowie Selbstverletzungen treten bei Männern im Rahmen einer Depression häufiger auf als bei Frauen.

Noch immer werden viele Depressionen – gerade bei Männern – erst spät oder gar nicht erkannt. Wenn Sie oder ein nahestehender Mensch sich über längere Zeit antriebslos, niedergeschlagen, hoffnungslos oder leer fühlen, sollten Sie mit einem Arzt/ einer Ärztin darüber sprechen. Denn eine Depression ist gut behandelbar!

Ursachen: Wie entsteht eine Depression?

Eine Depression entsteht durch mehrere Faktoren, zu denen innere und äußere Umstände gehören. So spielen einerseits genetische Faktoren eine Rolle: Die Neigung zu Depressionen ist vererbbar. Andererseits können auch familiäre Faktoren zur Entstehung einer Depression beitragen. Dazu zählen unter anderem Verlusterfahrungen in der Kindheit oder negative Beziehungsmuster, die beispielsweise die Entwicklung eines geringen Selbstwertgefühls zur Folge haben können. Auch schwierige Lebenssituationen können, wenn sie auf andere auslösende Faktoren treffen, zu depressiver Stimmung führen.

Körperliche Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunter- oder -überfunktion (Hypothyreose/Hyperthyreose) oder bestimmte Medikamente (z.B. Kortison) können ebenfalls depressive Symptome hervorrufen.

Für unsere Gemütslage sind unter anderem die Überträgersubstanzen (= Neurotransmitter) Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und GABA (Gamma-Aminobuttersäure) sowie Glutamat verantwortlich. Bei einer Depression ist dieser Hirnstoffwechsel verändert. Dies führt zu Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit, da die Fähigkeit, Freude oder Zufriedenheit zu empfinden, beeinträchtigt ist. Ob die Veränderung des Hirnstoffwechsels Auslöser oder Folge einer Depression ist, gilt als noch nicht eindeutig geklärt.

Risikogruppen: Wer ist häufiger betroffen?

Grundsätzlich gilt: Eine Depression kann jeden Menschen treffen! Depressionen haben nichts mit Labilität oder Charakterschwäche zu tun! Allerdings besteht eine unterschiedliche Erkrankungsanfälligkeit aufgrund von Persönlichkeits- und familiären Faktoren sowie gesellschaftlichen Umständen und Lebensereignissen. Auch wenn man bereits einmal eine Depression durchlebt hat, besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Krankheit erneut auftritt.

Ältere Menschen leiden sehr oft unter Depressionen, was allerdings in vielen Fällen nicht erkannt wird. Denn zumeist liegen gleichzeitig auch organische Erkrankungen vor, die mit Medikamenten behandelt werden. Viele dieser Krankheiten gehen mit einer Depression als Begleiterscheinung einher bzw. es können, wie erwähnt, auch Medikamente als unerwünschte Nebenwirkung Depressionen auslösen. Hinzu kommt, dass gedrückte Stimmung, Appetitlosigkeit oder Schlafstörungen sowie Interesselosigkeit von der Umwelt meist auf das Alter geschoben werden. Außerdem verdecken Schmerzen häufig eine Depression. Darüber hinaus kann der depressive Rückzug auch Ausdruck von Demenz oder einer beginnenden Parkinson-Erkrankung sein und als solche fehlinterpretiert werden. Bei Verdacht auf eine Altersdepression sollte daher eine besonders sorgfältige körperliche Untersuchung erfolgen und auch die Medikamente sollten auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen überprüft werden. Eine Behandlung der Depression ist in jedem Fall wichtig, da sonst ungenügende Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme sowie Bettlägerigkeit oder sogar Suizidgefährdung (besonders bei alleinstehenden Männern) die Folge sein können.

Therapie: Wie wird eine Depression behandelt?

Sowohl Psychotherapie als auch Medikamente können den Betroffenen helfen. Oft ist eine Kombination wirksamer als eine der beiden Therapieansätze alleine.

Psychotherapie: Psychotherapeutische Behandlungsmethoden basieren auf der Wirkung von Gesprächen, dem Verhalten sowie der Beziehung zwischen Therapeut/Therapeutin und Patient/Patientin. Mit verschiedenen wissenschaftlich fundierten Methoden wird versucht, Ursachen und Auslösern psychischer Belastungen auf den Grund zu gehen und eventuell bestehende Muster, die sich negativ auswirken, zu verändern. Es ist von großer Bedeutung, dass zwischen dem/der Betroffenen und dem Therapeuten/ der Therapeutin ein Vertrauensverhältnis entsteht. Gerade zu Beginn einer Psychotherapie fehlen oft vielen von Depression Betroffenen die Worte, um sich auszudrücken und die Empfindungen ihres Körpers wahrzunehmen. Hier können Körpertherapien, imaginative Techniken, Gestalttherapie u.Ä. gute Unterstützung leisten.

Medikamente gegen Depressionen: Wenn Menschen unter Depressionen leiden, ist, wie bereits beschrieben, die Chemie im Gehirn aus der Balance. Antidepressive Medikamente erhöhen die Konzentration bestimmter Botenstoffe (Neurotransmitter) und können so diese Defizite ausgleichen. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Ansätze, auf welche Weise diese Medikamente eine Depression lindern können. Jedoch ist zu beachten, dass es meist ein bis zwei, manchmal auch drei Wochen dauert, bis die Medikamente wirken.

Therapieresistente Depression: Auch wenn mit den heutigen Medikamenten sowie mithilfe von Psychotherapie vielen Depressionsbetroffenen geholfen werden kann, gibt es immer noch Fälle, in denen kein bzw. kein ausreichender Therapieerfolg erzielt wird. Hier spricht man von einer therapieresistenten Depression. In diesem Fall wird der behandelnde Facharzt/ die behandelnde Fachärztin für Psychiatrie als Erstes die Dosierung der verordneten Medikamente überprüfen. Auch die Verordnung eines zusätzlichen Medikaments bzw. der Wechsel auf ein anderes Präparat kann zielführend sein. Hier steht z.B. die Substanz Esketamin (als Nasenspray) zur Verfügung, die bei der therapieresistenten schweren Depression zum Einsatz kommen kann, wenn zwei andere Antidepressiva nicht die erwünschte Wirkung erzielt haben.

Pflanzenstoffe: Gibt es natürliche Unterstützung?

Safranextrakt

Als Nahrungsergänzungsmittel für emotionale Balance und positive Stimmung wird häufig Safranextrakt eingesetzt. Studien belegen, dass Safran eine antidepressive Wirkung aufweist. Verantwortlich dafür sind die im Safran enthaltenen Crocine. Diese wasserlöslichen Verbindungen sind nicht nur für die orange-rote Farbe des Safrans verantwortlich, sondern sie werden im menschlichen Körper während der Darmpassage in Crocetin umgewandelt. Dieses wiederum wird von den Zellen der Darmschleimhaut aufgenommen, kann die Bluthirnschranke überwinden und ist somit im zentralen Nervensystem verfügbar. So kann es seine stimmungsaufhellenden Effekte entfalten, denn Crocetin wirkt an verschiedenen Nerven-Schaltstellen im Gehirn.

Es konnte beispielsweise nachgewiesen werden, dass Crocetin einen positiven Effekt auf die stimmungsaufhellenden Hormone Serotonin, Noradrenalin und Dopamin ausübt. Und zwar, indem Crocetin den Abbau von Serotonin und Noradrenalin hemmt sowie die Freisetzung von Dopamin ankurbelt. Gleichzeitig führt Crocetin zu einer geringeren Ausschüttung des Stresshormons Cortisol und hemmt die glutamatergen Rezeptoren, wodurch erregende Botenstoffe wie Glutamat verringert werden. Weiters senkt Crocetin oxidativen Stress und Entzündungsfaktoren. Über diesen Wirkmechanismus führt Crocetin zu einer signifikanten Verringerung depressiver Symptome.

Ähnliches gilt übrigens auch für Curcumin, den Inhaltsstoff von Kurkuma: Mehrere Studien belegen dessen stimmungsaufhellenden Eigenschaften. Curcumin kann somit ebenfalls dazu beitragen, depressive Symptome zu verringern.  

Johanniskraut

Unter den pflanzlichen Arzneimitteln zählt das Johanniskraut zu den bekanntesten. Ihm wird seit der Antike Heilkraft zugesprochen und seine Wirksamkeit gegen Niedergeschlagenheit und Verstimmungszustände ist mittlerweile belegt. Auch bei leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen wurde die Wirksamkeit von Johanniskraut in klinischen und pharmakologischen Studien nachgewiesen. Die natürlichen Inhaltsstoffe der Heilpflanze verbessern das Zusammenspiel der Nervenzellen und Botenstoffe im Gehirn und wirken sich positiv auf den Serotoninspiegel und damit stimmungsaufhellend auf die Gemütsverfassung aus. Die Wirkung tritt üblicherweise nach zwei bis vier Wochen ein. Auch nach Abklingen der Beschwerden ist die Behandlung noch mindestens sechs Monate fortzusetzen. Eine längere Therapie gilt als unbedenklich, weil kein Risiko für eine Abhängigkeit besteht. Als Nebenwirkung kann eine erhöhte Photosensibilisierung (Lichtempfindlichkeit) auftreten, deshalb sollte man nach der Einnahme hochkonzentrierter Präparate die direkte Sonne meiden. Holen Sie vor der Einnahme von Johanniskraut ärztlichen Rat ein! Dies gilt auch, falls Sie zusätzlich mit Antidepressiva, insbesondere mit MAO-Hemmern behandelt werden! Da Wechselwirkungen zwischen Johanniskraut und anderen Medikamenten möglich sind, sollten Sie Ihrem Arzt/ Ihrer Ärztin mitteilen, welche Arzneimittel Sie sonst noch einnehmen. Denn Johanniskraut verändert die Ausscheidung vieler anderer Medikamente!

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Antidepressiva: Arten und Einnahmedauer

Es sei kurz vorweggenommen, dass Antidepressiva nicht die Persönlichkeit verändern und auch nicht "süchtig" machen. Im Folgenden werden die wichtigsten Arten von Antidepressiva sowie die Einnahmedauer aufgeführt:

  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (engl.: Selective Serotonin Reuptake Inhibitors = SSRI): blockieren die Wiederaufnahme des für die Stimmung bedeutenden Botenstoffes Serotonin aus den Synapsen (= Nervenspalt), sodass an den Andockstellen mehr Serotonin verfügbar ist. Dadurch wird die Serotoninkonzentration in der Gewebsflüssigkeit des Gehirns erhöht und die typischen Symptome einer Depression können ausgeschaltet werden. SSRI sind gut verträglich und finden breite Anwendung. (Wirkstoffe: Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin) Serotonin-Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (engl.: Serotonin- Noradrenaline Reuptake Inhibitors = SNRI): hemmen gezielt den Abtransport von Serotonin in die Synapsen und blockieren zusätzlich den Rücktransport von Noradrenalin, sodass diese Botenstoffe vermehrt zur Verfügung stehen. Sie wirken sowohl stimmungsaufhellend als auch antriebssteigernd. (Wirkstoffe: Duloxetin, Milnacipran, Venlafaxin) Allosterische Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (ASRI): sind eine Weiterentwicklung der SNRI. Sie wirken noch spezifischer auf den Serotoninhaushalt. (Wirkstoff: Escitalopram) Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (engl.: Noradrenaline- Dopamine Reuptake Inhibitors = NDRI): wirken, indem sie den Rücktransport von Noradrenalin und Dopamin in die Neuronen bremsen. (Wirkstoff: Bupropion) Noradrenaline-Wiederaufnahmehemmer (engl.: Noradrenalin Reuptake Inhibitors = NARI): hemmen den Rücktransport des Botenstoffes Noradrenalin in seine Speicher. (Wirkstoff: Reboxetin)
  • Multimodale Antidepressiva: gelten als die modernsten Antidepressiva. Dabei kommen zwei unterschiedliche Wirkmechanismen zum Tragen: Zum einen werden bestimmte Serotoninrezeptoren im Gehirn blockiert und andere Rezeptoren wiederum stimuliert. Zum anderen blockieren diese Antidepressiva die Wirkung des Transporters, der Serotonin an dessen Wirkorten im Gehirn beseitigt. So wird die Aktivität des Serotonins erhöht. Neben der Stimmung werden auch Konzentration und Merkfähigkeit verbessert. Die Verträglichkeit ist sehr gut, sexuelle Nebenwirkungen (Verlust bzw. Verringerung der Libido etc.) treten seltener auf als bei anderen Antidepressiva. (Wirkstoff: Vortioxetin; kann derzeit in Österreich nur über chefärztliche Bewilligung oder Privatrezept verordnet werden) 5-HT2C-Antagonisten: entfalten ihre Wirkung über die MT1- und MT2- Rezeptoren, die normalerweise durch Melatonin (das „Schlafhormon“) aktiviert werden. Außerdem blockieren sie die 5-HT2C Rezeptoren, die normalerweise durch Serotonin aktiviert werden. Neben der stimmungsaufhellenden Wirkung normalisieren diese Medikamente auch den Schlaf. (Wirkstoff: Agomelatin)
  • Trizyklische Antidepressiva und tetrazyklische Antidepressiva (TZA): sind die am längsten verwendete Wirkstoffgruppe der Antidepressiva. Sie wirken auf mehrere Botenstoffe des Gehirns gleichzeitig, vor allem aber auf Serotonin und Adrenalin. Manche TZA steigern den Antrieb, andere dämpfen ihn und lindern Ängste. Trizyklika und Tetrazyklika haben eine sehr breite Wirkungsweise, allerdings auch mehrere unerwünschte Wirkungen; daher ist ihr Einsatz in den letzten Jahren zurückgegangen. (Wirkstoffe: Amitriptylin, Clomipramin, Desipramin, Maprotilin, Mianserin, Tianeptin) MAO-Hemmer: hemmen das Enzym Monoaminoxidase, das für den Abbau wichtiger Hormone und Neurotransmitter im Gehirn verantwortlich ist. Dadurch wird die Konzentration der verschiedenen Botenstoffe erhöht. Es kann zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen. Auch verschiedene Nahrungsmittel, die Gewebshormone enthalten, wie Rotwein, Käse, Nüsse u.a., können bei Zufuhr großer Mengen und gleichzeitiger Behandlung mit MAO-Hemmern Bluthochdruckkrisen auslösen. Vorsicht: Bei der Umstellung von SSRI auf MAO-Hemmer und umgekehrt können gravierende Nebenwirkungen auftreten!
  • Atypische Antipsychotika: wurden ursprünglich zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt und einige sind nun auch bei Depressionen indiziert. Diese Medikation zeigt vor allem bei depressiven Patienten und Patientinnen, die auf ihr bisheriges Behandlungsschema nur unzureichend angesprochen haben oder wahnhafte Symptome zeigen, gute Erfolge. Lithiumpräparate: kommen in bestimmten Fällen, z.B. bei schweren Verläufen, insbesondere wenn depressive Episoden wiederholt auftreten, sowie bei bipolaren Erkrankungen zum Einsatz.
  • Einnahmedauer von Antidepressiva: Bis der stimmungsaufhellende Effekt eintritt, dauert es im Durchschnitt eine bis drei Wochen (hängt u.a. von der Wirkstoffgruppe ab). Nach Abklingen der Symptome sollte das Medikament mindestens noch sechs Monate eingenommen werden, um einem Rückfall vorzubeugen. Danach kann es langsam ausgeschlichen werden. Bei schweren oder wiederkehrenden depressiven Episoden sollte eine jahrelange Behandlung besprochen werden. Als „Rückfallprophylaxe“ kann eine sogenannte „Erhaltungstherapie“, d.h. eine geringe Dosis eines Antidepressivums, das einen Rückfall verhindern soll, sinnvoll sein. Ihr behandelnder Arzt/ Ihre behandelnde Ärztin wird dies mit Ihnen besprechen. Wie bei anderen Medikamenten können auch bei Antidepressiva Nebenwirkungen auftreten. Sie sollten diese immer ärztlich abklären, da eventuell ein Wechsel auf einen anderen Wirkstoff sinnvoll sein kann.

Schlafstörungen: Gibt es einen Zusammenhang?

Depressionen und Schlafstörungen beeinflussen sich sogar in zweifacher Hinsicht. Einerseits führt Schlafmangel mitunter zu Erschöpfung und depressiven Verstimmungen, andererseits werden Depressionen häufig von Schlafstörungen begleitet. Der/die Betroffene kann sich dadurch im Schlaf nicht ausreichend erholen, was sich wiederum negativ auf die Depressionssymptome auswirkt. Zu den Therapiemöglichkeiten gehören unter anderem pflanzliche Arzneimittel wie Passionsblume oder Baldrian, die das Einschlafen erleichtern oder Medikamente, die zu einer Normalisierung der Schlafarchitektur beitragen. Ziel ist es, die mitteltiefen Schlafstadien, die nicht die ausreichende Erholung bringen, zugunsten von vermehrten Tiefschlafphasen zu reduzieren. Sowohl Schlafarchitektur als auch Stimmungslage und Angststörungen können damit deutlich gebessert werden.

Alternative Maßnahmen: Bewegung & Lichttherapie

Regelmäßige Bewegung (spazieren gehen, walken, joggen, Rad fahren) verbessert nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern nach einer gewissen Zeit werden auch stimmungsaufhellende Botenstoffe wie Serotonin und Endorphine ausgeschüttet. Studien belegen, dass bei manchen Menschen mit Depressionen durch regelmäßigen Sport sogar die Dosierung der Medikamente reduziert werden kann. Zudem hat sich auch gezeigt, dass sportlich aktive Betroffene weniger Rückfälle erleiden als Menschen, die sich nicht bewegen. Ausschlaggebend ist allerdings, mindestens dreimal pro Woche 45 Minuten lang aktiv zu sein.

Die Lichttherapie, als Therapieform kommt vor allem bei der Winterdepression zum Einsatz. Die Betroffenen blicken täglich rund eine Stunde in eine spezielle Lichtquelle mit 2.500–10.000 Lux Leistung. Durch dieses Licht werden Rezeptoren in der Netzhaut stimuliert. In der Folge wird die Zirbeldrüse angeregt, Botenstoffe und Hormone auszuschütten, welche die saisonale Depression abklingen lassen. Für die Lichttherapie sind nur spezielle Leuchten geeignet. Auf keinen Fall sollte man direkt in herkömmliche UV-Lampen oder in die Sonne schauen, da es dadurch zu gefährlichen Augenschäden kommen kann!

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Und tschüss Winterblues

In Österreich schätzt man, dass jeder fünfte Erwachsene vom einem saisonalen Stimmungstief betroffen ist. Neben Stimmungsschwankungen, Müdigkeit und Energielosigkeit sind vermehrter Heißhunger auf Süßes und eine Gewichtszunahme typisch. Einfache Tipps oder Naturstoffe wie Safran und Kurkuma können für positive Stimmung sorgen und trübe Herbst- und Wintertage wieder zum strahlen bringen.

Tipps: Umgang mit depressiven Personen

  1. Akzeptanz: Nehmen Sie negative Gefühle der betroffenen Person ernst und tun Sie diese nicht als unsinnig ab. Erkennen Sie, dass der/ die Kranke gewisse Hürden im Alltag, die Ihnen gar nicht als solche erscheinen, nicht bewältigen kann. Verlangen Sie niemals von ihm/ ihr sich zusammenzureißen”, üben Sie nie Kritik an seinem/ ihrem depressiven Verhalten.
  2. Abgrenzung: Die Antriebshemmung depressiver Menschen wird von Außenstehenden fälschlicherweise oft als Unfreundlichkeit ausgelegt. Werten Sie das Verhalten der Betroffenen niemals als persönlichen Angriff, sondern als Ausdruck der Krankheit.
  3. Erinnerung: Weisen Sie die betroffene Person behutsam auf die regelmäßige Medikamenteneinnahme hin, sofern Sie mit ihr zusammenleben. Therapietreue ist nämlich das größte Problem in der Behandlung nicht, weil die Betroffenen nicht wollen, sondern weil sie es nicht schaffen.
  4. Motivation: Versuchen Sie, die betroffene Person zu Aktivitäten zu bewegen, die ihr früher Freude bereitet haben, und bieten Sie dabei Ihre Begleitung an. Üben Sie jedoch keinen Druck aus. Schließen Sie die betroffene Person nicht von Familienangelegenheiten aus.
  5. Bestärkung: Falls die betroffene Person sich weigert, einen Arzt/ eine Ärztin aufzusuchen, versuchen Sie, behutsam zu erklären, dass es sich bei den Beschwerden nicht um eine harmlose Verstimmung, sondern um eine ernste Erkrankung handelt, die heute durch Fachärzte/ Fachärztinnen gut behandelt werden kann.

Quellen:
Gesundheitsratgeber „Psyche verstehen“
Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH, 1070 Wien

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