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Schlafstörungen

Rund jeder vierte Mensch leidet in Österreich an Schlafstörungen. Diese werden oftmals als sehr belastend wahrgenommen. Man kann sich schlechter konzentrieren, ist weniger leistungsfähig und auch die Stimmung untertags kann unter den Schlafproblemen leiden. Wir haben für Sie zusammengefasst, welche Schlafstörungen es gibt, wie man diese erkennt und was Sie gegen Schlafprobleme tun können!

Schlaf: wichtige Säule für mehr Gesundheit

Wie viel Schlaf jeder Mensch benötigt, ist individuell sehr unterschiedlich. Bei Erwachsenen sind zwischen 5 und 10 Stunden pro Nacht normal. Jeder Mensch weiß ungefähr, wie viel er schlafen muss, um am nächsten Tag ausgeruht und leistungsfähig zu sein. Der Schlafbedarf von rund 60% der Bevölkerung liegt bei 7–8 Stunden. Man hält es zwar durchaus einmal aus, ein paar Tage weniger zu schlafen, aber auf Dauer beeinträchtigt Schlafmangel Körper und Psyche negativ. Denn guter Schlaf ist die Voraussetzung für einen guten Tag – oder, wie Schopenhauer meinte, „für den Menschen das, was das Aufziehen für die Uhr ist“.

  • Schlaf ist neben genügend Bewegung und ausgewogener Ernährung eine wesentliche Säule für mehr Gesundheit.
  • Im Schlaf erholen wir uns und tanken neue Kraft für den nächsten Tag.
  • Bei Schlafentzug kommt es zunächst zu einer Verminderung der Leistungsfähigkeit und zu Konzentrationsstörungen sowie in weiterer Folge zu multiplen psychischen und körperlichen Folgeerscheinungen.
  • Schlafstörungen sollten daher gezielt abgeklärt und adäquat behandelt werden!

Schlafphasen: REM-Schlaf und Non-REM-Schlaf

Prinzipiell unterscheidet man zwischen REM-Schlaf und Non-REM-Schlaf. Weiters differenziert man nach AASM, der amerikanischen Akademie für Schlafmedizin, vier verschiedene Stadien, die sich während einer Nacht in Zyklen drei- bis fünfmal wiederholen – je nachdem, wie lange wir schlafen.

Das erste Schlafstadium ist das Leichtschlafstadium (N1). Während dieser Phase ist unser Gehirn noch recht aktiv, die Augen bewegen sich, die Muskeln sind angespannt. Danach beginnt die Phase des mitteltiefen Schlafes (N2). Während dieser Phase ist der Mensch entspannt, reagiert aber noch auf äußere Reize. Die Augen bewegen sich kaum noch. In den folgenden Tiefschlafstadien (N3) findet unter anderem die Zellteilung statt und auch das Wachstumshormon wird produziert. Im Tiefschlaf bekommt der/die Schlafende von seiner/ihrer Umgebung nichts mehr mit, der Organismus ist entspannt. Das vierte Schlafstadium ist das REM (Rapid Eye Movement)-Stadium. Das Gesicht der schlafenden Person sowie die Augen bewegen sich, die Atmung wird unregelmäßig – es scheint so, als würde der/die Schlafende aufwachen, dabei ist der Schlaf sehr tief. Das REM-Stadium ist das Schlafstadium, in dem die meisten Träume auftreten.

Definition: Wann spricht man von einer Schlafstörung?

Schlafstörungen treten relativ häufig auf und sie nehmen ständig zu. Etwa jeder/ jede Vierte in Österreich und in der westlichen Welt leidet an Schlafstörungen.

Eine Schlafstörung wird auch als Insomnie bezeichnet, man spricht davon,

... wenn jemand an mindestens drei Tagen pro Woche über einen Monat lang schlecht schläft.

... wenn dadurch die berufliche oder soziale Leistungsfähigkeit eingeschränkt wird und man sich zunehmend Sorgen über den schlechten Schlaf und dessen Folgen macht.

Ursachen: Welche Formen von Schlafstörungen gibt es?

Die Frage der Ursachen ist nicht einfach zu beantworten, da es eine Vielzahl von Schlafstörungen gibt. Die internationale Klassifikation von Schlafstörungen (ICSD-3) der American Academy of Sleep Medicine, der Standard für die Diagnostik von Schlafstörungen, unterscheidet über 90 verschiedene Schlafstörungen. Daher gibt es naturgegeben auch eine Vielzahl von Ursachen für Schlafstörungen. Die ICSD-3 unterscheidet im Wesentlichen folgende Hauptgruppen von Schlafstörungen:

  • Insomnien: Ein- und Durchschlafstörungen, die im Zusammenhang mit Veränderungen und Lebensereignissen oder im Zusammenhang mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen auftreten können.
  • Schlafbezogene Atmungsstörungen, zentrale Hypersomnolenzstörungen: sind durch ausgeprägte Tagesschläfrigkeit
  • Zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmus- Störungen, Parasomnien: körperliche Ereignisse oder „Erlebnisse“, die während des Schlafes oder beim Erwachen aus dem Schlaf auftreten
  • Schlafbezogene Bewegungsstörungen

Unterteilung: organische und nicht-organische Schlafstörungen

Der Begriff „Organische Schlafstörungen“ kommt aus der ICD-10, der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme, die Schlafstörungen in organische und nicht-organische Schlafstörungen einteilt. Demnach liegen diesen Schlafstörungen körperliche Faktoren oder Erkrankungen zugrunde. Prinzipiell kann jede länger andauernde körperliche Erkrankung Schlafstörungen nach sich ziehen. Spezifische organische Schlafstörungen sind z.B. schlafbezogene Atmungsstörungen wie die Schlafapnoe (= Atemstillstände während des Schlafes). 50% der über 60-Jährigen leiden an schlafbezogenen Atmungsstörungen. Diese müssen behandelt werden, da sie zu vielfältigen Folgekrankheiten wie Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlafanfällen bis hin zur Multi-Infarkt-Demenz führen können. Ebenfalls zur Gruppe der organischen Schlafstörungen zählen nächtliche Bewegungsstörungen. Am bekanntesten ist hier das Restless-Legs-Syndrom (RLS), das durch Missempfindungen in den Extremitäten, vor allem in den Beinen, und damit einhergehendem Bewegungsdrang charakterisiert ist.

Nicht-organische Schlafstörungen gehen auf psychiatrische Belastungen oder psychische Erkrankungen zurück. In 41% der Fälle stecken Angst-, Belastungs- oder Anpassungsstörungen dahinter. Bei 31% sind affektive Störungen (= Störungen der Stimmungslage), wie z.B. Depressionen, die Ursache. In ca. 15% rauben psychoaktive Substanzen wie Alkohol, Drogen oder Medikamente den Schlaf. Dazu kommen Störungen des Schlaf-Wach- Rhythmus. Als soziale Ursachen sind Belastungen im privaten Bereich oder am Arbeitsplatz anzuführen. Die wichtigsten ökologischen Ursachen sind Licht und Lärm.

Diagnostik: Wie erkennt man eine Schlafstörung?

Ein-, Durch- und Ausschlafstörungen oder eine reduzierte Gesamtschlafzeit sowie eine Beeinträchtigung am nächsten Tag sind klar definierbare subjektive Hinweise für Schlafstörungen. Es gibt aber auch Schlafstörungen, wie z.B. schlafbezogene Atmungsstörungen oder Parasomnien, die den Betroffenen selbst nachts nicht bewusst sind, sondern vorwiegend von dem/der Bett- oder Wohnungspartner/-partnerin wahrgenommen werden. Sie machen sich bei den Schlafgestörten in erster Linie durch Tagessymptome wie Müdigkeit, Schläfrigkeit, Unkonzentriertheit oder Gereiztheit bemerkbar, die von den Betroffenen zunächst oft gar nicht mit gestörter Nachtruhe in Zusammenhang gebracht werden. Wann immer der Verdacht auf eine Schlafstörung besteht, ist es angezeigt, diesem Verdacht nachzugehen und eine entsprechende Abklärung vorzunehmen!

Erste Anlaufstelle ist zumeist der Hausarzt. Hilfreich ist ein Schlaftagebuch, in das man mindestens 14 Tage lang gleich nach dem Aufstehen einträgt, wie man geschlafen hat. Abends vor dem Zubettgehen dokumentiert man, wie man sich tagsüber gefühlt hat, ob es besondere Ereignisse (Streit, Stress etc.) gegeben hat bzw. welche Medikamente man eingenommen hat. Dieses Schlaftagebuch sowie ein Gespräch über die Schlafqualität und mögliche Krankheiten erleichtern die Diagnose.

Die exakte Diagnose von Schlafstörungen erfolgt im Schlaflabor mithilfe der Polysomnografie, die durch Messung verschiedener Körperfunktionen – Hirnströme, Augenbewegungen, Muskelspannung, Schnarchgeräusche, Atemfunktion, Sauerstoffsättigung, Beinbewegungen etc. – die Erstellung eines individuellen Schlafprofils ermöglicht.

Hormone: Welche Rolle spielt Melatonin?

Melatonin wird von den Zellen der Zirbeldrüse (einem Teil des Zwischenhirns) aus Serotonin produziert und steuert den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers. Der Melatoninspiegel steigt abends bei Dunkelheit an und sinkt in den Morgenstunden wieder ab. Mit zunehmendem Alter wird die Melatoninproduktion reduziert. Licht (z.B. helles Schlafzimmer, Straßenbeleuchtung vor dem Fenster) kann die Ausschüttung von Melatonin unterdrücken und so den Schlaf beeinträchtigen. Therapeutische Bedeutung kommt Melatonin vor allem als Zeitgeber bei Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus oder bei Schlafstörungen im Alter zu.

Pflanzenstoffe: Gibt es eine natürliche Unterstützung?

Bei leichteren vorübergehenden Schlafstörungen können in Absprache mit dem Arzt/ der Ärztin auch pflanzliche Substanzen zur Unterstützung eingesetzt werden, z.B. Baldrian, Passionsblumenextrakt, Hopfen oder Melisse. Während Baldrian, Melisse und Hopfen schlaffördernd wirken, weist die Passionsblume einen beruhigenden Effekt auf. Dies kann zu mehr Entspannung untertags und einem erholsamen Schlaf in der Nacht beitragen.

Therapie: Wie werden Schlafstörungen behandelt?

Aufgrund der vielen verschiedenen Schlafstörungen kann es nicht nur eine einzige Behandlungsmethode oder ein einziges Schlafmittel für alle Schlafstörungen geben. Man unterscheidet generell psychologische, somatische und medikamentöse Behandlungsstrategien. Manchmal kann es schon helfen, Lebensgewohnheiten umzustellen. Das Beachten einiger Richtlinien zur Schlafhygiene ist für einen erholsamen Schlaf auf jeden Fall hilfreich.

  • Zu den psychologischen Verfahren zählen Entspannungstechniken, Schlafedukation und Schlafcoaching.
  • Somatische Verfahren beinhalten die Lichttherapie sowie pneumologische (z.B. CPAP = nasale Überdruckbeatmung), operative und kieferorthopädische Interventionen (z.B. Schnarchschiene)
  • Medikamentöse Verfahren umfassen Vertreter verschiedener Substanzklassen (Anxiolytika, Hypnotika, Antidepressiva, Antipsychotika, Melatonin, Thymoprophylaktika, Psychostimulanzien etc.), die je nach zugrunde liegender Störung und den damit verbundenen Veränderungen der Schlafarchitektur gezielt eingesetzt werden.
Gebräuchliche „Schlafmittel“ sind beispielsweise:
Melatoninpräparatekönnen bei Personen ab 55 Jahren, die aufgrund niedriger Melatoninspiegel unter Schlafproblemen leiden, eine schlaffördernde Wirkung entfalten, indem sie die Funktion von Melatonin als Schlafregulator unterstützen. Damit kann eine ausreichend hohe Melatoninkonzentration während der Nacht gewährleistet werden. Melatonin wirkt vorwiegend auf die Regulation des Schlaf-Wach-Rhythmus und hat selbst keine sedierenden (dämpfenden, beruhigenden) oder muskelentspannenden Eigenschaften. Es kann auch über einen längeren Zeitraum angewendet werden.
Antihistaminikader ersten Generation wurden zur Behandlung von Allergien entwickelt. Da sie als Nebeneffekt sedierend wirken und eine schlaffördernde Komponente aufweisen, können sie auch bei Schlafproblemen eingesetzt werden.
Benzodiazepine und Benzodiazepin-ähnliche MedikamenteDa diese Medikamente erhebliche Nebenwirkungen haben können und zu Abhängigkeit führen können, sollten Sie nur kurzfristig eingesetzt werden.
Trazodoneigentlich ein Antidepressivum, das jedoch bereits in niedriger Dosierung müde macht.
Orexin-Rezeptor-Antagonisteneine neue Wirkstoffgruppe, aus der in Europa bisher lediglich ein Vertreter für Erwachsene mit chronischen Schlafstörungen zugelassen ist.

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Schlafhygiene: Die 10 Gebote für eine guten Schlaf

  1. Schlafbedarf: rechtzeitig ins Bett gehen, um den individuellen Schlafbedarf zu decken.
  2. Schlafrhythmus: nach Möglichkeit täglich etwa zur selben Zeit schlafen gehen.
  3. Schlafstätte: bequem herrichten; Matratzen und Lattenroste mit Schulter- und Hüftabsenkung können helfen, Verspannungen vorzubeugen.
  4. Schlafumgebung: eine ruhige und entspannte Atmosphäre schaffen; regelmäßig lüften, es sollte nicht zu heiß und nicht zu kalt sein.
  5. Licht: für gedämpftes Licht sorgen, störende Beleuchtung von außen durch Vorhänge/Jalousien ausblenden.
  6. Ernährung: keine späten und schweren Mahlzeiten.
  7. Substanzen: stimulierende Getränke, Zigaretten und Alkohol abends meiden, Alkohol macht zwar müde, stört aber den Schlaf.
  8. Stress nicht ins Bett mitnehmen: den Abend geruhsam und mit positiven Gedanken ausklingen lassen.
  9. Sport: spätestens zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen keine körperlichen Anstrengungen mehr.
  10. Rituale helfen, zur Ruhe zu kommen: Das kann die tägliche Tasse Tee sein, ein warmes Bad, Musik, Lesen etc.

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Text: Quellen

Quellen:
Gesundheitsratgeber „Psyche verstehen“
Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH, 1070 Wien

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